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Foto: Hans Christian Moser

Baustelle Schulen und Kinderbetreuung: Entgleitet uns das Megaprojekt?

Im Februar 2017 wurde in der Gemeindevertretung beschlossen, dass nach den veränderten Anforderungen im Schulbereich die notwendigen Baumaßnahmen mit einem Projektumfang Raum- und Funktionsprojekte für Volkschule, Mittelschule, schulische Tagesbetreuung, Kindergarten inkl. Krabbelgruppe und alterserweiterte Gruppen und Eltern-Kind- Zentrum umgesetzt werden sollen. Nach ersten Kostenschätzungen sollten finanzielle Mittel in Höhe von ca. 9 Millionen Euro erforderlich sein. Nach Kür des Siegerprojektes aus dem Architekturwettbewerb im Oktober 2018 und den darauffolgenden Ausschreibungen zeigte sich, dass diese Schätzung nicht halten würde. Durch die starke Auslastung der für den Bau notwendigen Gewerke und durch wesentliche Materialpreiserhöhungen langten nur wenige Angebote von interessierten Firmen ein.

Im Mai 2020 wurden die Projektkosten mit 31,5 Mio. beziffert. Nach ausführlichen Beratungen durch die mit dem Baumanagement befasste Firma wurde daraufhin die Ausführung des Bauvorhabens in einem gestoppt und eine Aufteilung in drei Phasen beschlossen:

1.Phase Sanierung und teilweise Neubau VS und Errichtung der Tagesbetreuung über dem bestehenden Turnsaal,

2.Phase Sanierung und Erweiterung MS sowie geringfügige Änderungen im Musikum und

3.Phase Abriss des 1979 errichteten Zubaus der Mittelschule und Neubau Kindergarten und Krabbelgruppe.

Bei den Präsentationen durch das Baumanagement wurden wir als Mitglieder der Gemeindevertretung ab Baubeginn mit ständigen Veränderungen konfrontiert. Manche dieser Veränderungen waren sicherlich wegen der schwierigen Verhältnisse und erforderlichen Anpassungen an geltende Normen im Altbau notwendig, doch wurden abseits davon immer mehr „Wünsche und Begehrlichkeiten“ (Architekt, 23.2.2017) ins Projekt aufgenommen. So waren z.B. die Beschattungen im ersten Anlauf zur manuellen Bedienung vorgesehen und wurden dann doch mit Fernbedienung ausgestattet. Es wurde eine Kletterwand aufgestellt, der Boden in der Turnhalle erneuert, die Lage von Türen und Fenstern abweichend von der Planung versetzt, Fenster erneuert, die Fassade von alten Platten befreit, ein weiteres Vordach vorgesehen, eine weitreichende Sprechanlage installiert und vieles mehr. Bei den für den Schulbetrieb notwendigen Containern kam es nicht nur bereits bei der Anlieferung zu nicht unwesentlichen Mehrkosten gegenüber dem Angebot, sondern es musste auch noch festgestellt werden, dass die bestellten Container keine Wasseranschlüsse hatten.

Unterm Strich haben wir diesen Änderungen zum seinerzeitigen Bauvorhaben meistens zugestimmt – es handelte sich in den allermeisten Fällen nicht nur um sinnvolle Verbesserungen, sondern auch um absolut notwendige bauliche Maßnahmen zur Gewährleistung eines ordentlichen Schulbetriebes in der Zukunft – die man schon in der ursprünglichen Planung und Kalkulation erfassen hätte können.

Als LeSe haben wir bereits zu Beginn des Bauvorhabens vehement darauf hingewiesen, dass nachträgliche Änderungen des Projektes immer mit unverhältnismäßigen Mehrkosten verbunden sind, die bei einer gebotenen Prüfung der Bodenverhältnisse, einer Begutachtung des Bestandes samt Infrastruktur etc. und der aus der Schule angemeldeten Bedürfnisse und Ausstattungswünsche schon von Anbeginn an mitberücksichtigt und kalkuliert hätten werden müssen. Die Zeit bis zum Beginn des 2. Bauabschnittes konnte dazu genutzt werden, fundierte Kenntnisse über den Zustand der Mittelschule zu erlangen. Dabei wurden so weitreichende Probleme im Bestandsbau erkannt (Setzungen, fehlender Brandschutz, die Fenster sind nicht starkregendicht, alte Kanäle unter dem Gebäude, Feuchtigkeit im aufgehenden Mauerwerk), dass eine Sanierung in der bisher geplanten Form in jedem Fall deutlich teurer würde und eventuell ein Abriss und gänzlicher Neubau die vernünftigere Variante wäre. Die Kosten der Sanierung nach derzeitigem Stand würden für den 2. Bauabschnitt von 9 Mio. auf 27 Mio. steigen, ein Neubau, der den bisherigen Planungen entsprechen würde, wird auf 31 Mio. geschätzt. Auch ein vorläufiger Projektstopp steht im Raum. Mit dieser Entscheidung muss sich die Gemeindevertretung bei der letzten Sitzung des Jahres auseinandersetzen.

Die LeSe befürwortet den Grundsatzbeschluss der Gemeinde, die Schulen so bereitzustellen, dass sie den Anforderungen entsprechen und für unsere Kinder und Jugendlichen ein zeitgemäßes Umfeld bieten. Im Sinne eines verantwortungsvollen Umganges mit den öffentlichen Geldern hoffen wir aber, dass wir bei der Realisierung des Schulprojektes von allzu großen unerwarteten Entwicklungen als Folge fehlender oder verspäteter Recherchen und Vorprüfungen verschont bleiben.