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Das Seekirchner 365-Euro-Ticket

Norbert Weiss
Norbert Weiss Verkehr

Inklusive Kernzone Stadt-Salzburg

Die LeSe fordert ein vergünstigtes Jahresticket für 365 Euro inkl. Kernzone Salzburg schon ab Jänner 2019.

Die Salzburger Verkehrspolitik der letzten Jahre ist eine einzige Katastrophe. Viel Geld wird verplant für einen weiteren Ausbau des PKW-Individualverkehrs: Der 25 Mio. Euro teure Ausbau der Mönchsberggarage ist deshalb höchst umstritten. Das Projekt Gitzentunnel, das unglaubliche 150 Mio. Euro kosten würde, wurde von der Salzburger Landesregierung erst kürzlich endlich fallengelassen. In Salzburg steigt der Anteil des PKW-Individualverkehrs deshalb jedes Jahr, während der Anteil des öffentlichen Verkehrs gegen jeden verkehrspolitischen Trend weiter sinkt: 2017 lag dieser bei nur 14 Prozent.

Die vielen Seekirchner Auto-Pendlerinnen und Pendler sind unmittelbar betroffen und spüren diese Verschlechterungen seit Jahren: Sie stehen immer mehr im Stau. Auch die Seekirchner Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel blieben nicht verschont: Die Halte beim Bahnhof Seekirchen wurden letztes Jahr erheblich reduziert - bei gleichbleibenden Preisen für die Jahreskarte. Zuletzt sollte sogar der Bahnhof Zell am Wallersee geschlossen werden, was nur durch einen Aufschrei der Bevölkerung verhindert werden konnte. Trotzdem, auch dort ist durch die Landesregierung geplant, die Halte zu reduzieren.

2017 wurde Salzburg zur „Stauhauptstadt Österreichs“ ernannt. In der Bevölkerung regt sich öffentlicher Widerstand gegen Verschlechterungen bei Verbindungen öffentlicher Verkehrsmittel, vor allem in Seekirchen, das stark betroffen ist. An Peinlichkeit kaum zu überbieten ist der Zustand des Busverkehrs in der Stadt Salzburg: Berichte von kaputten Bussen und fehlenden Fahrern bei der Salzburg AG gehen durch die Presse, während die im Mehrheitsbesitz von Stadt und Land Salzburg stehende Salzburg AG für 2017 einen Rekordgewinn verkündete.

Bis vor kurzem hieß es noch vom im Eigentum des Landes Salzburg stehenden Salzburger Verkehrsverbund SVV, dass „günstige Preise kaum Einfluss auf die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel hätten“. Eine längst widerlegte Argumentation, der sich die Seekirchner Gemeindeführung aber gerne anschloss, um eine Vergünstigung des Jahrestickets für die Seekirchnerinnen und Seekirchner, wie sie die LeSe seit Jahren fordert, abzulehnen.

Durch den öffentlichen Druck ist diese Verkehrspolitik aus der Nachkriegszeit nun nicht länger haltbar. In den Salzburger Gemeinden wird im März gewählt. Das bringt offenbar Bewegung in die ÖVP-geführte Salzburger Verkehrspolitik. Zur Landtagswahl war die ÖVP (neben den Neos) die einzige Partei, die kein 365-Euro-Jahresticket für das Land im Programm hatte. Als Reaktion auf die öffentliche Stimmung verkündet das Büro des ÖVP-Verkehrslandesrats nun etwas vage: „Mittelfristig hofft Landesrat Schnöll, das 365-Euro-Ticket im ganzen Bundesland anbieten zu können“.

Diese Fakten belegen zweierlei: Erstens: Es fehlte niemals an Geld, es fehlt an politischem Willen. Zweitens: Die Sinnhaftigkeit eines einfachen und vor allem viel günstigeren Tarifs für die Jahreskarte. Das 365-Euro-Ticket hat überall, wo es umgesetzt wurde, zu stark steigenden Öffi-Nutzern geführt und damit zu einer Entlastung des PKW-Verkehrs.

Die jetzt angekündigte Verbilligung des Jahrestickets durch das Land Salzburg geht in die richtige Richtung. Allerdings wird der Preis erst im Jahr 2020 und nur von gut 700 auf immer noch knapp 500 Euro (inkl. Kernzone Salzburg) sinken. Der Forderung, Seekirchen ab 2020 in die 365-Euro-Zone mit der Stadt Salzburg einzubeziehen, wurde durch Landesrat Schnöll bereits eine Absage erteilt. Von der Landesregierung ist daher eine Umsetzung des 365-Euro-Tickets in den nächsten Jahren realistischerweise nicht zu erwarten.

In anderen Salzburger Gemeinden ist man bei der Förderung öffentlicher Verkehrsmittel deutlich weiter als in Seekirchen: Hallein fördert die Jahreskarte „mit dem Ziel einer 365-Euro-Jahreskarte für den öffentlichen Verkehr im gesamten Ballungsraum Salzburg/ Hallein“. Auch Anif fördert die Jahreskarte: „Somit kostet die Jahreskarte für unsere Bewohner nicht mehr als € 366,-“.

In Seekirchen wird das Konzept der LeSe eines durch die Stadtgemeinde geförderten 365-Euro-Tickets von der bisherigen Mehrheit aus ÖVP und FPÖ weiterhin kategorisch abgelehnt, von den anderen Parteien hingegen unterstützt.

Das Seekirchner 365-Euro-Ticket

Das Konzept der LeSe verfolgt vier Ziele:

1) Vergünstigung des Jahrestickets inkl. Kernzone Salzburg auf 365,- Euro von derzeit EUR 709,- (EUR 495,- ab 2020)  schon ab 1. Jänner 2019.

2) Mittelfristige Verdopplung der Seekirchner Jahreskartenbesitzer von derzeit ca. 450 auf über 800.

3) Damit einhergehend eine Reduzierung des PKW-Pendlerverkehrs um 2 x täglich ca. 400 Fahrzeuge. Das entspricht einer Staulänge von etwa 5 Kilometern!

4) Rückfluss der Fördermittel in die Seekirchner Wirtschaft und damit Arbeitsplätze im Ort durch Auszahlung der Jahreskarten-Förderung mittels „CMS“-Gutscheinen des Seekirchner*Citymarketings.

Das Fördervolumen für Jahreskartenbenutzer und Seekirchner Betriebe beträgt im ersten Jahr 2019 ca.  170.000,- Euro. Ab 2020, nach der Preissenkung des Jahrestickets durch das Land Salzburg, würden jährlich zwischen 60.000 und 100.000 Euro in die Förderung des 365-Euro-Tickets, der Seekirchner Betriebe und damit Arbeitsplätze im Ort fließen.

Zum Vergleich: das Budget der Stadtgemeinde Seekirchen für den Straßenbau wurde kürzlich um 200.000 Euro weiter erhöht.

Den Kommentar von Rupert Freundlinger lesen Sie hier.