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Foto von Ferdinand Hofer

Der Wallersee: Sorgen um unsere wertvollste Ressource

Rudi Tinsobin Umwelt

Seit Längerem beobachte ich den jahreszeitlichen Zyklus des Sees: im Frühjahr klares Wasser mit mehreren Metern Sichttiefe, im Sommer sinkender Wasserstand, starke Eintrübung mit vermehrter Algenbildung, bis das Wasser zu kippen droht. Erst im Spätherbst und Winter kann sich der See dann wieder erholen.

Der schlechte Zustand im letzten Sommer und Herbst jedoch übertraf alle vorangegangenen Jahre. Beim Schwimmen zog man eine Blasenbahn hinter sich her, der Ostwind trieb Schaumstreifen ans Ufer, die sich dort als hellbeige Schaumwalzen ablagerten und über die Liegewiese im Strandbad geblasen wurden. Zusätzlich bildeten sich überall im See große Mengen von (grünen) Blaualgen, die sich an der Oberfläche an vielen Stellen zu einer zähen Masse verdichteten. „Auf Empfehlung der Bezirkshauptmannschaft sollen sich keine Menschen oder Haustiere in den nächsten Wochen im Wasser aufhalten“, gab die Gemeinde bekannt (SN, 29.09.22). Weiter im SN-Artikel: „Der Gewässerschutz des Landes hat Proben entnommen. Eine Verunreinigung des Gewässers liegt nach dem Wissensstand der Bezirkshauptmannschaft nicht vor“. Bürgermeister Pieringer meint dazu: „Im Großen und Ganzen bescheinigen die laufenden Untersuchungen dem Wallersee eine hervorragende Wasserqualität. Ich schaue mir die Ergebnisse immer genau an.“ Im Wassergütebericht der Landesregierung aller Flachgauer Seen vom Juni dieses Jahres hatte der Wallersee allerdings die höchste Phosphatbelastung von allen. Offensichtlich widersprüchliche Aussagen! Es hat sich übrigens bis vor kurzem kaum etwas verändert. Die besorgniserregenden Schaumrollen am Ufer und die Blaualgen im Wasser waren bis Anfang November nicht zu übersehen. Erst mit Mitte November gab die Gemeinde Entwarnung. Großes Fragezeichen: Was passiert da? Dazu darf ich aus einem fachlich sehr fundierten Buch mit stimmungsvoller Poesie und wunderschönen Bildern zitieren: „Der Wallersee“ , verfasst von Roman Türk und Ines Rosner: „Um den Wallersee dominieren großflächig die Wirtschaftswiesen, ihr Anteil an der Gemeindefläche in Seekirchen beträgt etwa 60%. Über weite Strecken hin sind sie nach agroindustriellen Gesichtspunkten gestaltet. Die restlose Nutzung der Flächen ist offensichtlich oberstes Prinzip des Wirtschaftens. .... Heute sind uns fast keine Schranken in der ungebremsten und ungehinderten Nutzung der natürlichen Grundlagen mehr gesetzt – oder doch? Sind nicht der Artenschwund, die verminderte Vitalität unserer Wälder, Gewässer mit hohem Nährstoffgehalt, überdüngte Wiesen, monotone Fichtenmonokulturen, um nur einige wenige Beispiele zu nennen, ein Anzeichen dafür, dass unsere Kulturtätigkeit zu einem Vernichtungsinstrumentarium für viele Pflanzen und Tiere geworden ist?“

Es ist mir klar, dass die Region rund um den See für unterschiedliche Bedürfnisse genutzt wird, für landwirtschaftliche Betriebe einerseits und für Erholung, Freizeit und Tourismus andererseits. Oberste Priorität bei jeder Form der Nutzung muss der Schutz des Sees und der Natur ringsum sein. Mögen diese Zeilen beitragen, vielen bewusst zu machen, welchen Schatz wir da vor unserer Haustüre haben.