
Hofwirt: Chronik eines angekündigten Debakels
Bis zu drei Millionen Euro Gesamtkosten sagen Experten für das Projekt Hofwirt voraus. Bis heute hat die Stadtgemeinde keinen konkreten Plan, wie dieses Projekt zu vertretbaren Kosten umgesetzt werden soll.
Die LeSe lehnte Ankauf und Sanierung des Gasthofes Hofwirt durch die Stadtgemeinde wegen nicht abschätzbarer Kosten und eines fehlenden Nutzungskonzeptes, aus dem sich das notwendige öffentliche Interesse ableiten ließe, von Anfang an ab. ÖVP, FPÖ, FWS und SPÖ halten bisher an diesem Projekt fest, bei dem die Kosten nun - wie von der LeSe erwartet - zu explodieren drohen. Lesen Sie hier Informationen über das Objekt sowie eine Chronik der bisherigen Ereignisse.
Das Immobilienobjekt „Hofwirt“: Der bisherige private Eigentümer hatte das Objekt 2006 um EUR 375.000,- erworben. Das Objekt ist per 2014 mit Hypotheken zu Gunsten der Volksbank in Höhe von ca. EUR 550.000,- belastet. Dem gegenüber stehen zwei Konkurseröffnungen des Gastronomiebetriebs 2009 und 2013 und ein für alle Seekirchner deutlich erkennbarer schlechter Geschäftsverlauf der Gastronomie im „Hofwirt“.
September 2014: Das Objekt „Hofwirt“ steht zum Verkauf. In den Gemeindefraktionen wird über einen möglichen Ankauf durch die Gemeinde diskutiert. Die LeSe stellt klar, dass vor einer Kaufentscheidung ein Nutzungskonzept in öffentlichem Interesse vorliegen muß und vor allem die Gesamtkosten inklusive Sanierung geklärt werden müssen.
Oktober bis Dezember 2014: Bürgermeisterin Monika Schwaiger (ÖVP) gibt Kaufangebote ab, zuerst €_515.000, später €_530.000. Gleichzeitig werden von der ÖVP mögliche private Interessenten und sogar die „Gefahr des Einzugs eines Wettbüros“ lanciert. Ein bekannter Seekirchner Immobilienentwickler steigt aus dem Bieterverfahren aus. Die LeSe wiederholt ihre Bedenken. Die Bürgermeisterin äußert, dass die Gesamtkosten „vermutlich mind. 1 Mio. Euro“ betragen werden. Ein Baumeister nimmt das Objekt oberflächlich in Augenschein und berichtet über statische Probleme des Gebäudes. Über die Einholung eines Wertgutachtens äußern ÖVP und FPÖ Bedenken, falls bekannt werden könnte, dass die Gemeinde über dem Preis eines Wertgutachtens kauft. Die LeSe äußert, dass die Einholung eines Wertgutachtens überfällig sei. Es wird in Auftrag gegeben.
9. Februar 2015: Das Gutachten bewertet den Hofwirt auf Basis eines Jahresumsatzes der Gastronomie von EUR 333.000,- (!) mit einem Verkehrswert von EUR 490.000,-, weist aber auf die risikoreiche Investition hin, da Ertragswert und Sachwert weit auseinanderliegen. Die Bürgermeisterin kündigt an, das Angebot an den Verkäufer auf EUR 550.000,- nachzubessern und danach (!) dem Verkäufer das Wertgutachten über EUR 490.000,- vorzulegen. Die LeSe erhielt Informationen über die Preisvorstellungen des Verkäufers - EUR 550.000,- - und informiert darüber alle Fraktionen und die Bürgermeisterin. Es ist also zu erwarten, dass der Verkäufer auf das Angebot von EUR 550.000,-, das das Pfandrecht der Volksbank beinahe exakt abdeckt, eingehen wird.
19. Februar 2015: Die LeSe berechnet den Verkehrswert auf Basis eines realistischen Jahresumsatzes von EUR 200.000,- mit EUR 365.000,-. Die Nähe zum ursprünglichen Kaufpreis von 2006 zeigt, dass diese Berechnung der LeSe plausibel ist, da an dem Gebäude zwischenzeitlich kaum sichtbare Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt wurden. Die Gemeindevertretung beschließt gegen die Stimmen der LeSe den Ankauf des Gasthofes Hofwirt zu einem Kaufpreis von EUR 550.000,- zuzüglich Nebenkosten. Erst jetzt stellt die FPÖ den Antrag, eine Arbeitsgruppe einzuberufen, die über die mögliche Nutzung des Hofwirtes beraten soll.
April 2015: Die LeSe schlägt anstatt eines LeSe-Mitglieds einen parteiunabhängigen Seekirchner, der sich sehr für die Seekirchner Wirtschaft einsetzt und dem Ankauf des Gasthofes Hofwirt durch die Stadtgemeinde positiv gegenüber steht, als Mitglied der „Arbeitsgruppe Hofwirt“ vor. Dies wird nach langen Diskussionen von der Gemeinde mit der Begründung abgelehnt, dass dieser auf der Wählerliste der LeSe nicht aufgeführt sei. Kurze Zeit später lädt die Arbeitsgruppe Hofwirt, an der die LeSe nicht teilnimmt, eben diesen parteiunabhängigen Seekirchner ein, in der Arbeitsgruppe mitzuwirken.
September 2015: Das parteiunabhängige Mitglied der Arbeitsgruppe Hofwirt, das die LeSe ursprünglich vorgeschlagen hatte, verlässt die Arbeitsgruppe auf eigenen Wunsch.
7. Dezember 2015: Ein von der Stadtgemeinde beauftragtes, auf Gastronomie spezialisiertes Planungsbüro errechnet ein Investitionsvolumen von EUR 2,1 Mio. zuzüglich weiterer nötiger Maßnahmen. Von Gesamtkosten über EUR 2,5 Mio. für die Sanierung ist daher auszugehen. Das Planungsbüro informiert, dass eine „Sanierung light“ nicht möglich sei.
10. Dezember 2015: Die Stadtgemeinde beschließt für die Sanierung des Gasthofes Hofwirt nur EUR 1,2 Mio. im Budget 2016 vorzusehen. Die Sanierungskosten müssen durch Kredite finanziert werden.
Heute: Die LeSe erarbeitet ein Konzept, anstelle des Hofwirtes einen „Platz der Begegnung“ für alle Seekirchner zu etwa einem Zehntel der Kosten der Sanierung des Hofwirtes umzusetzen. Weiters macht die LeSe alternative Vorschläge, wie wesentlich kostengünstiger Vereinsräume geschaffen werden könnten.