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Stadt gestalten - Land erhalten: Aufbruch in der Stadtentwicklung

Alois Federsel
Alois Federsel Unsere Stadt

Im Jahr 2000 wurde Seekirchen feierlich zur Stadt erhoben. Auch wenn dieser Akt zunächst eher symbolischen Charakter hatte und die Bedeutung von Seekirchen als zentralen Ort im Flachgau hervorhob, so hat sich das Ortsbild seither doch merklich in eine städtische Richtung entwickelt. Verantwortlich dafür ist in erster Linie die verstärkte Bautätigkeit. Bislang freie Flächen wurden nach den Wünschen der Bauträger durch Wohnblocks dicht verbaut. Öffentliche Grünflächen und Kinderspielplätze wurden zurückgedrängt.

Deutlich spürbar wurde die verdichtete Bauweise vor allem durch die Zunahme des Verkehrsaufkommens. Mehr Einwohner bedeuteten zusätzlichen Verkehr, der das bestehende Straßennetz an die Grenze der Aufnahmefähigkeit bringt. Die LeSe hat auf diese Problematik wiederholt hingewiesen. In den Planungen der Bauträger wurden Auswirkungen auf den öffentlichen Verkehr ausgeblendet. Und die Gemeinde verschloss lange Zeit ebenfalls die Augen. Nicht zuletzt durch die konsequente Position der LeSe und die Diskussion im Vorfeld der letzten Gemeindewahlen lassen sich mittlerweile deutliche Zeichen für ein Umdenken erkennen, die wir als Aufbruch in der Planung und Entwicklung unseres Ortes deuten.

Neues Räumliches Entwicklungskonzept

Seit über einem Jahr beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe der Gemeinde mit der Erstellung eines neuen Räumlichen Entwicklungskonzeptes (REK). Fachlich unterstützt bzw. geleitet wird das Projekt von DI. Hayder, Fa. Regioplan. Das REK ist die Grundlage für die räumliche Gestaltung des gesamten Gemeindegebietes. Neben der Entscheidung über Flächenwidmungen (Grünland, Bauland, Betriebsgebiet) geht es um Verkehrsplanung, Infrastruktur und Bevölkerungsentwicklung. Im Vordergrund stehen dabei nicht private Interessen, sondern die Schaffung optimaler Rahmenbedingungen im Interesse der Bevölkerung.

Wie bereits erwähnt, haben in der Vergangenheit sehr oft Bauträger oder einflussreiche Grundeigentümer entschieden, wo und wie gebaut wird, während sich die Gemeindevertretung auf das nachträgliche „Absegnen“ diverser Projekte beschränkte. Priorität soll in Zukunft wieder die vorausschauende und gesamtheitliche Planung durch die Gemeinde haben, und zwar unter Mitwirkung unabhängiger, externer Experten, die frisches Know-how einbringen. Aus Sicht der LeSe sollen folgende Grundsätze in der Raumordnung Beachtung finden:

· Die vorhandenen Bestandsanalysen zeigen, dass Seekirchen schon heute über ausreichend Bauland und Entwicklungsflächen für Bauland verfügt, um dem erwarteten Bevölkerungswachstum und Wohnungsbedarf zu genügen. Vorrangiges Ziel der Raumplanung soll daher die Mobilisierung von bereits gewidmetem Bauland bzw. der Entwicklungsflächen für Bauland sein.

· Die zukünftige Bautätigkeit soll sich im Wesentlichen auf das Ortszentrum und zentrumsnahe Gebiete konzentrieren. Erweiterungen bestehender Siedlungen sind unter dem Gesichtspunkt der Aufschließung, der Verkehrsanbindung und der Nähe zu Infrastruktureinrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Geschäfte etc. einer sorgsamen, genauen Evaluierung zu unterziehen. Eine Zersiedlung der Landschaft ist zu vermeiden.

  • Der Landschaftsschutzgürtel um den Wallersee ist von Verbauung absolut frei zu halten. Die LeSe hat sich daher strikt gegen die Errichtung von Einzelobjekten in diesem sensiblen Bereich ausgesprochen. Die Genehmigung von Ausnahmen wäre der erste Schritt zu weiteren Verbauungen!
  • · Zur Entschärfung der Verkehrsproblematik und im Sinne der Umwelt sind von der Politik Maßnahmen zur Förderung des nicht motorisierten Verkehrs (Radfahrer, Fußgänger) sowie des öffentlichen Verkehrs zu setzen. Auf Initiative von Vizebürgermeister Walter Gigerl werden im Budget 2015 rund € 300.000,- für den Ausbau von Geh- und Radwegen zur Verfügung stehen.
  • · Gewidmetes Bauland soll auch zu erschwinglichen Preisen für Interessenten verfügbar sein. Es besteht weitgehende Einigkeit auf politischer Ebene, dass die Gemeinde zu diesem Zweck vor weiteren Umwidmungen Vereinbarungen mit Grundeigentümern abschließt, mit denen der Verkauf zu angemessenen Preisen vertraglich abgesichert wird („Baulandsicherungsmodelle“).

Wie erwähnt, wird derzeit über das neue REK in einer Arbeitsgruppe beraten. Voraussichtlich Anfang 2015 sollen diese Beratungen soweit gediehen sein, dass eine Information und Diskussion im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung stattfinden kann.

Integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK)

Eine große Chance und zugleich eine städtebauliche Herausforderung ist die zukünftige Gestaltung großer Flächen im Kernbereich des Ortes. Es handelt sich dabei um Flächen auf dem Areal der Fa. Winklhofer, um die mögliche Verbauung von Flächen der Fa. Windhager südöstlich der Bahn, die Gründe der Fa. Doll entlang der Fischach und die freie Grünfläche zwischen Bayrhamerstraße und Dollgründe („Asenwiese“). Die Gemeinde ist hier erfreulicherweise den Weg gegangen, die Planung selbst in die Hand zu nehmen, und hat zu diesem Zweck das Salzburger Institut für Raumplanung (DI Krasser) beauftragt, ein umfassendes und schlüssiges Konzept zu erstellen. Maßgebend mitgewirkt haben dabei Frau Univ.Prof. Schneider von der Universität Innsbruck als Städteplanerin und Herr Dr. Frey von der Technischen Universität Wien als Verkehrsplaner. Erste Entwürfe zeigen ein sehr stimmiges Gesamtkonzept dieses Raumes mit maßvoller Verdichtung im Zentrum, Maßnahmen zur Verbesserung des Rad- und Fußgängerverkehrs und die Freihaltung von Grünflächen für die Öffentlichkeit (Stichwort „Stadtpark“). Der Entwurf soll in den nächsten Wochen bzw. Monaten der Öffentlichkeit präsentiert werden und ein Bestandteil des neuen REK werden.

Begegnungszone

Der Bereich der Hauptstraße zwischen Moosstraße und Bahnhofstraße wird in den nächsten 1 – 2 Jahren als Begegnungszone ausgebaut werden. Finanzielle Mittel dafür sollen bereits am 11. Dezember in der Gemeindevertretung beschlossen werden. Der primäre Zweck der Begegnungszone liegt naturgemäß in der Verkehrsberuhigung und in der Stärkung des Fußgängerverkehrs. Die geplanten Umbaumaßnahmen an der Hauptstraße werden darüber hinaus aber auch wesentlich zur Verschönerung des Straßenbildes beitragen. Die Begegnungszone wird in der geplanten Form den Verkehrsfluss selbst allerdings wenig verändern. Will man tatsächlich „Begegnung“ ermöglichen und das Straßenbild beleben, wird auf längere Sicht zu überlegen sein, die Begegnungszone in eine (zeitlich begrenzte) Fußgängerzone umzuwandeln.

Fischachpromenade

Bereits im alten REK findet sich die Überlegung, vom Ortszentrum einen Geh- und Radweg entlang der Fischach bis zum Wallersee zu errichten. Diese „Fischachpromenade“ wäre eine attraktive Verbindung zum See mit hohem Erholungswert für Seekirchner und Besucher. Von Dieter Marius wurde die Idee auf Basis einer Machbarkeitsstudie wiederbelebt. Im Rahmen einer Projektgruppe soll geprüft werden, ob und unter welchen Voraussetzungen eine Realisierung möglich sein könnte.

Verkehrskonzept für Seekirchen

Zu guter Letzt können wir berichten, dass mit Beschluss der Gemeindevertretung vom 6. November 2014 Dr. Harald Frey beauftragt wurde, nicht nur für den Bereich des ISEK, sondern auch für andere neu-*ralgische Verkehrsknotenpunkte in Seekirchen (z.B. Seemoos, Wallerseestraße, Ein- und Ausfahrten zur Umfahrungsstraße, Parkplätze,….) eine Verkehrsplanung zu erstellen. Dr. Frey ist ein anerkannter und innovativer Verkehrsexperte. Er war vor 3 Jahren auf Einladung der LeSe erstmals in Seekirchen und war seither bereits mehrfach in Seekirchen tätig.

Resümee

Es ist Bewegung hineingekommen in die Planung der weiteren Entwicklung von Seekirchen. Fachleute von außerhalb bringen frische Konzepte in die politischen Überlegungen ein. Wir sind auf einem guten Weg, Seekirchen als lebenswerten Ort zu gestalten und zu erhalten.

Wir nehmen als LeSe in Anspruch, mit frühzeitigen Impulsen zu diesem Fortschritt beigetragen zu haben.