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Viel Zeit haben wir nicht mehr: Überlegungen zu einer aktiven Klimapolitik

2018 war das wärmste Jahr der Messgeschichte.

Adam Pawloff von Greenpeace Österreich bezeichnet die Ergebnisse der Weltklimakonferenz in Katowice Anfang Dezember 2018 als ambitionslos. Der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen wie CO2 und Methan, der den Klimawandel verursacht, sinkt nicht etwa, sondern steigt vielmehr kontinuierlich an. Österreich zählt in der EU zu den Schlusslichtern beim Rückgang. Die angekündigten Schritte der Regierung sind bei Weitem nicht genug. Bis Ende des Jahrhunderts könnte die Durchschnittstemperatur um 5°C steigen, was einen stark erhöhten Meeresspiegel, Wetterextreme, Waldbrände und Klimaflüchtlinge in Folge von Dürre und Süßwassermangel zur Folge hätte.

An Meldungen wie diese haben wir uns beinahe gewöhnt. Mehr oder weniger fassungs- und oft tatenlos beobachten wir das Weltgeschehen. Der Klimaschutz ist abhängig von großen politischen Schritten. Am Ende entscheiden die Beschlüsse der Politiker über Erfolg oder Scheitern der Klimaziele. Die große UNO-Klimakonferenz wird uns die Eigenverantwortung nicht abnehmen, dazu sind die Interessenunterschiede innerhalb der Staaten viel zu groß.

Es sind die vielen Einzelnen, die durch ihr Konsum- und Wahlverhalten die politischen Entscheidungen bestimmen. Es sind die vielen Einzelnen, die Verantwortung übernehmen können. Und es sind die Gemeinden, die durch Angebote im öffentlichen Verkehr, eine vernünftige Raumordnung sowie gezielte Förderung von thermischer Sanierung und von alternativen Energieformen die Wende herbeiführen können. Wir als Stadt Seekirchen können Vorbild für andere Gemeinden sein. Viel Zeit haben wir nicht mehr. Alle notwendigen Schritte und Maßnahmen bis zum Jahr 2035 müssen schnellstmöglich fixiert werden.

Damit der reibungslose Umstieg auf Energieautarkie gelingt, braucht es ein Energieleitbild der Gemeinde. Wir können den Umstieg schaffen, sogar die an sich recht träge Autoindustrie mit ihrem jahrzehntelangen Festhalten an Verbrennungsmotoren macht es uns vor. Klare Pläne und Investitionsvorhaben, die in die Auslieferung der letzten Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor im Jahr 2035 münden, wurden erarbeitet und werden umgesetzt. Jeder große Konzern, der sich nicht mit alternativen Antrieben beschäftigt, verliert schnell und massiv an Börsenwert.
Das Zeitalter von Öl, Gas und Kohle ist abgelaufen. Wir müssen unseren Alltag umstellen, hin zu weniger Energieverbrauch und hin zum Einsatz alternativer Energieformen. Der Schnellere und Weitsichtigere wird am Ende ein gefestigtes wirtschaftliches Umfeld haben.

Wo es noch großen Aufholbedarf gibt, zeigt eine Studie der Salzburger Landesregierung zum Thema „Entwicklung des Öleinsatzes in Salzburg“. In den Sektoren Kleinverbrauch (private Haushalte, Dienstleistung und Landwirtschaft) sowie im produzierenden Bereich konnte in den letzten knapp 30 Jahren die Abhängigkeit von Öl massiv reduziert werden. Beim Verkehr ist das nicht gelungen. 2016 entfielen 77% auf diesen Bereich. Umso wichtiger und alternativlos erscheint es, den öffentlichen Verkehr rasch für jedermann attraktiv zu machen. Damit wir uns eine grobe Vorstellung von dem machen, welches Volumen Öl wir in Salzburg jährlich verbrauchen: über 600 Millionen Liter, jeder Liter an verbranntem Brennstoff emittiert in etwa 3kg Treibhausgas.

Weitere Potentiale im Bereich der kommunalen Projekte haben wir beim Wärmeverbrauch. Trotz unserer gut funktionierenden Nahwärmeversorgung gibt es dort großen Handlungsbedarf an Erweiterung bzw. auch an Ergänzung. Nicht vergessen sollten wir in diesem Segment auch die Stromversorgung. Schaffen wir es, die fossile Verbrennung möglichst schnell unter anderem auch durch elektrische Antriebe zu ersetzen, dürfen wir nicht übersehen, dass der Strom bis 2035 aus rein nachhaltigen Quellen kommen muss und nicht von Kohlekraftwerken oder gar Atomkraft.

Dies muss auch im Winter gewährleistet sein. Zu dieser Jahreszeit ist zum einen der Bedarf für die Raumwärme hoch (unter anderem für Wärmepumpen), gleichzeitig ist die Ausbeute der Stromerzeugung aus Wasserkraft reduziert, da viel Wasser in Form von Schnee und Eis gebunden ist. Die kommunalen Objekte verbrauchen in Seekirchen jährlich knapp 1000MWh Strom, ein Fünftel davon ist allein für die Straßenbeleuchtung erforderlich. Keine unlösbare Aufgabe, hier zukunftsorientiert neue Lösungen einzusetzen. Es gibt auch dafür natürlich schon gute Lösungen, beispielsweise in Form von Photovoltaik-Straßenlampen.

Wir sehen es als Aufgabe der Gemeinde, in diesen Bereichen neue Lösungen zu suchen und diese umzusetzen – unabhängig von ideologischen Streitereien und Interessen Einzelner. Die Erhaltung einer intakten Umwelt darf nicht parteipolitischem Hick-Hack zum Opfer fallen.

Autoren: Eva Moser-Reitsamer, Josef Goiginger