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Interview mit Spitzenkandidatin Judith Simmerstatter

Alois Federsel
Alois Federsel LeSe-Leute

"Es ist mir nicht egal"

Interview mit Judith Simmerstatter, Fraktionsvorsitzende und Spitzenkandidatin der LeSe für die Wahl der Gemeindevertretung 2019. Judith Simmerstatter ist gebürtige Seekirchnerin, verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Gemeinsam mit ihrem Mann führte sie bis 2013 einen Tischlereibetrieb in Seekirchen.

Du bist seit fünf Jahren Gemeindevertreterin der LeSe und seit zwei Jahren Fraktionsvorsitzende: Was hat dich bewogen, aktiv in die Gemeindepolitik einzusteigen?

Ich habe mich schon immer für die Geschehnisse in und um Seekirchen interessiert und stamme aus einer Familie, in der Politik stets wichtig und Anlass für Diskussionen war. Mein Eintritt in die Zeit des „Ruhestandes“ hat mir die Möglichkeit geschaffen, mich aktiv zu beteiligen, und es war für mich bald klar, dass das in der LeSe sein würde.

Warum bist du der LeSe beigetreten? Was zeichnet die LeSe aus?

Die Statuten der LeSe beginnen mit folgendem Leitsatz: "Die LeSe ist als Bürgerinitiative entstanden, mit dem Ziel, Seekirchen als lebenswerten Ort zu erhalten und zu gestalten. Wir wollen in einem respektvollen Miteinander unseren gemeinsamen, unmittelbaren Lebensraum gestalten. Es ist uns sehr wichtig, die Seekirchner Bevölkerung in politische Entscheidungen einzubinden."
Die ersten Treffen und das Kennenlernen der LeSe haben mich überzeugt, dass ich genau in dieser engagierten Gruppe mitarbeiten möchte. Mir geht es um Seekirchen und nicht um Parteipolitik. In der „LeSe - Initiative Lebenswertes Seekirchen“, die sicherlich vielen „grünen“ Themen sehr nahe steht, habe ich die Gruppe gefunden, die zwar nicht die Rückendeckung eines großen Parteiapparates hinter sich hat, aber dafür frei in ihren Ansichten und Entscheidungen für Seekirchen arbeiten kann. Es war für mich auch ganz wichtig, dass es in der Fraktion der LeSe in der Gemeindevertretung keinen Fraktionszwang gibt.

Du trittst als Spitzenkandidatin der LeSe für die Gemeindevertretung an. Warum kandidierst du nicht auch für das Amt der Bürgermeisterin?

Dieses Amt verlangt sehr viel. Sehr viel Energie und vor allem Zeit. Es ist ein Vollzeitjob. Nach den Jahren der Berufstätigkeit habe ich jetzt die Möglichkeit, mich in der LeSe bzw. der Gemeindevertretung zu engagieren. Das ist mir wichtig und bedeutet mir sehr viel. Aufgaben und Verpflichtungen, die darüber hinausgehen, möchte und kann ich nicht erfüllen.

Wo liegen deiner Einschätzung nach die größten Herausforderungen für die nächsten Jahre? Welche Maßnahmen sollten dringend umgesetzt werden?

Ein großes Thema sehe ich in der weiteren Be- und Verbauung in Seekirchen. Das neue Räumliche Entwicklungskonzept, das in den letzten Jahren gemeinsam erarbeitet wurde, beinhaltet gute Vorgaben. Es wird sich zeigen, wie diszipliniert man sich daran halten wird. Wichtig ist in meinen Augen auch, dass Seekirchen Lebens- und nicht Schlafstadt ist, dass es gelingt, viele Seekirchner und Seekirchnerinnen für ein lebendiges Seekirchen zu gewinnen. Die Einbindung der Bevölkerung in Entscheidungen muss stattfinden, ebenso eine respektvolle Kommunikation.
Die öffentlichen Bereiche, das Stadtzentrum und die Begegnungszone sollen ein Angebot sein für ein lebenswertes Miteinander. Hier sehe ich noch großen Handlungsbedarf. Eine ganz große Herausforderung ist sicherlich die unbedingt notwendige Wandlung in der Mobilität. Nach Jahren des Forderns der LeSe zeichnen sich hier endlich Möglichkeiten ab, die noch vor Kurzem undenkbar waren.

Du warst bis vor einigen Jahren in einem Familienbetrieb in Seekirchen tätig. Wie siehst du Seekirchen als Wirtschaftsstandort?

Wir haben eine große Anzahl verschiedenster produzierender Betriebe, Dienstleister und Handels- und Handwerksbetriebe, Ärzte und Therapeuten, Gastronomie etc. Eine gute Versorgung der Bevölkerung auf möglichst kurzen Wegen und die Durchmischung der Ortsteile mit Wohnen und Arbeiten tragen ganz wesentlich zur Lebensqualität bei. Es war mir sehr wichtig, die Förderung von Lehrplätzen zu initiieren, als kleine Unterstützung der ausbildenden Betriebe.
Einen Beitrag zum Bestehen der Betriebe können wir alle leisten, indem wir dieses bestehende Angebot kennenlernen und bestenfalls nützen.
Seitens der Stadt muss die Absicht, das Ansiedeln weiterer Betriebe und damit Arbeitsplätze zu fördern, klar zum Ausdruck gebracht werden, wobei die Größe des Unternehmens kein Kriterium sein darf. Unterstützung bei der Standortsuche und eine zügige Abwicklung können schon wesentlich zu einer Entscheidung für Seekirchen beitragen. Leider ist es aber so, dass es hier einen Wettbewerb der Gemeinden gibt und wir hier – auch aufgrund früherer regionaler Vereinbarungen – nicht die besten Voraussetzungen haben.

Was wäre dein Zukunftsbild von Seekirchen?

Mein „Wünsch-dir-was-Bild“ von Seekirchen schaut so aus, dass wir in einer vitalen Stadt leben, einer Stadt mit ausreichendem Wohnraum, Freiräumen und mehr Arbeitsplätzen, in der bei aller Buntheit, bei allen individuellen Bedürfnissen das Gemeinsame nicht verloren geht.

Wie waren deine bisherigen Erfahrungen in der Gemeindepolitik?*Was sollte sich ändern?

Ich bin sicherlich mit einer gewissen Naivität in die Gemeindepolitik gegangen und musste in der Zwischenzeit lernen, dass nicht immer der gerade Weg der kürzeste ist, auch, dass Diskussionen und kritische Wortmeldungen bisher oft nicht wirklich gewünscht oder lästig waren. Trotzdem werde ich bei meiner Auffassung bleiben, dass Schönreden keine Probleme behebt.
Ich wünsche mir, dass Gemeindepolitik sachlich in gegenseitiger Wertschätzung stattfindet, und bin überzeugt, dass uns das auch erfolgreich gelingen kann.