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Endlich ist es erreicht: Seekirchen ist FAIRTRADE-Stadt

Nach einer wirklich langen Vorlaufzeit und entsprechender Überzeugungsarbeit konnten alle Kriterien zur Aufnahme unserer Stadt in den Kreis der FAIRTRADE-Städte erfüllt werden.

Was ist unsere Motivation, was ist die Motivation der Aktionsgruppe rund um Susanne Nobis, die Problematik rund um den fairen Handel aufzuzeigen?

Uns allen ist das FAIRTRADE-Siegel z.B. auf Bananen oder Kaffee, Kakao und Schokolade bekannt. Aber was steckt dahinter?

Durch die Globalisierung hat der Welthandel eine Dimension erreicht, in der oft gerade die Menschen, die am Beginn der Lieferkette stehen, also Produzent*innen zu Verlierer*innen im Streben der weltweiten Konzerne nach Gewinn werden. Sie erzeugen Nahrungsmittel und Güter für unseren täglichen Gebrauch, aber auch z.B. Kaschmirwolle, die dann zum Luxusgut wird, und können von den Erträgen ihrer Arbeit oft nicht einmal ihr Leben ausreichend finanzieren. Gezwungen in Lieferverträge mit überregionalen Händlern können sie den Wert ihrer Produkte nicht selber bestimmen.

Hier greift das System des fairen Handels ein. Durch die Einführung von sozialen und ökologischen Standards werden Arbeitsbedingungen gefördert, die einerseits eine Wertschätzung für die geleistete Arbeit ausdrücken und andererseits sicherstellen sollen, dass in demokratischen Gemeinschaften Arbeiter*innen nicht nur Zugang zu Wasser, Nahrung und medizinischer Versorgung, sondern auch zu Bildung haben.

Durch schonenden Anbau werden die Umwelt, also Boden und Biodiversität, und auch die Arbeiter*innen selbst geschützt. Es gibt Programme zur nachhaltigen Müllvermeidung und zur effizienten Energie- und Wassernutzung.

Produzent*innen in den FAIRTRADE-Programmen werden auf verschiedenste Arten gefördert: Alle Handelsbeziehungen werden offen dargelegt und es gibt eine langfristige Garantie für faire Mindestpreise. Auch die Finanzierung von Umstellungen im Anbau und in der Verarbeitung wird unterstützt.

Gleichzeitig übernehmen die Produzent*innen Verpflichtungen: Sie müssen mit dem Boden schonend umgehen, auf Pestizide laut „roter Liste“ und gentechnisch verändertes Saatgut verzichten. Waldrodungen für die Erweiterung von Anbauflächen sind nicht erlaubt. Sie müssen sich für Bodenerosion sensibilisieren und auch Maßnahmen für eine veränderte Landwirtschaft aufgrund des Klimawandels entwickeln. Diese übernommenen Verpflichtungen erfordern zum Teil großes Umdenken und die Bewältigung von neuen Herausforderungen. Andererseits bringen diese neuen Umstände ein sicheres Einkommen und vor allem auch das Erfahren von Wertschätzung für Arbeit und Produktion.

Bilder: Eva Moser-Reitsamer

Bilder: Eva Moser-Reitsamer

Was bedeutet die Kür zur FAIRTRADE-Stadt?

Die Ernennung zur FAIRTRADE-Stadt ist die Aufforderung, ja sogar Verpflichtung, sich als Stadt selbst mit dem Thema zu befassen und auszuloten, in welchen Bereichen Handlungsmöglichkeiten vorhanden sind. Ganz besonders der Bereich der Beschaffung muss sensibilisiert werden bei der Auswahl der Verbrauchsgüter und Anschaffungen.

Bei den Bemühungen ist es auch die Aufgabe der Gemeinde, die verschiedenen Institutionen von der Kinderbetreuung, den Schulen zu den Vereinen in Vorhaben und Projekte einzubeziehen, sei es mit der Verwendung von fair gehandeltem Kaffee beim Vereinstreffen oder fair gehandelten Bällen im Sportbereich.

Ein schönes Beispiel für die Aktivitäten aus der schon seit längerem bestehenden FAIRTRADE-Gruppe ist die Organisation und Unterstützung der Ausstellung über fairen Anbau und Handel von Kakao. Bei der anlässlich der Ernennungsfeier im Stadtamt und anschließend im BG Seekirchen gezeigten Ausstellung wurde der Weg einer Kaffee- oder Kakaobohne von der Anpflanzung über die Weiterverarbeitung bis zu den Wegen des Handels aufschlussreich gezeigt. Es ist erfreulich, dass das Thema besonders in den Schulen fächerübergreifend behandelt wird. Die Erhebungen einer Klasse des BG Seekirchen bei Seekirchner Betrieben über das Angebot und die Verwendung von fair gehandelten Waren zur Erstellung einer interaktiven Karte von Seekirchen brachten das erfreuliche Ergebnis, dass es in Seekirchen bereits ein Angebot an fair gehandelten Waren gibt und in einer ganzen Reihe von Betrieben FAIRTRADE Thema ist.

Aufbauend auf das schon Vorhandene wird es die Aufgabe der FAIRTRADE-Gruppe gemeinsam mit der Stadt sein, Seekirchner*innen die Sinnhaftigkeit und Bedeutung des FAIREN HANDELs noch näherzubringen.