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Interview mit Walter Gigerl, Bürgermeisterkandidat der LeSe

Alois Federsel
Alois Federsel LeSe-Leute

"Ich praktiziere Bürgernähe, seit ich politisch tätig bin"

Du bist schon mehr als 20 Jahre in der Gemeindepolitik aktiv. Wie war dein Einstieg in die Politik?
Anfang der 1990er Jahre trat ich der Bürgerinitiative „Sorge ums Wasser im Flachgau“, kurz „SuWiF“ bei. Damals wurden mit Unterstützung der Behörden natürlich fließende Bäche wie der Schönbach in Betonrinnen gezwängt. Der SUWiF ging es dabei um die Erhaltung der natürlichen Fließgewässer. 1994 gründete ich zusammen mit Sissy Dopsch und anderen Mitstreitern die „Initiative Lebenswertes Seekirchen“. Anlass für diese Vereins- und Parteigründung waren einerseits der Schutz der Umwelt, die damals noch sehr vernachlässigt wurde, andererseits das Unbehagen über die Gemeindepolitik, die schon damals vom Konflikt Spatzenegger - Naderer beherrscht war. Dieser Konflikt wurde leider von Bgm. Schwaiger übernommen und fortgeführt.

Wie siehst du die Entwicklung der LeSe seit den Anfängen bis heute?
Seit dem ersten Antreten bei Wahlen im Jahr 1994 war die LeSe ständig in der Gemeindevertretung präsent. Anfangs wurden wir belächelt. Bei unserem ersten Antreten schrieb der damalige Vizebgm. Stelzinger in der ÖVP-Zeitung, „wir sollten lieber zu Hause bleiben und Regenwürmer zählen“. Obwohl die LeSe bisher zahlenmäßig eine kleine Fraktion war, waren wir oft Meinungsbildner und haben Impulse gesetzt. Als Minderheitsfraktion haben wir immer wieder Verbündete gesucht. Das kann die Bevölkerung sein mit Unterschriftenlisten oder Fachbeamte und natürlich auch andere Fraktionen. Wir erleben in unserer Gruppe gerade in letzter Zeit starken Zuspruch und Zuwachs an Mitgliedern und gehen daher mit großem Optimismus in die Wahlen am 9.März.

Wo liegen nach deiner Einschätzung die größten Herausforderungen der nächsten Jahre?
Wir brauchen dringend ein Stadtentwicklungskonzept, bevor weitere große Projekte wie die Verbauung des Areals der Fa. Winklhofer im Zentrum, der Dollgründe entlang der Fischach, möglicherweise auch des Windhager-Areals neben der Bahn genehmigt werden. Um diese Firmen in der Gemeinde zu halten, wird gleichzeitig die Aufschließung geeigneter Betriebsgründe ein Thema sein.
Ein Gesamtverkehrskonzept für den Ort, das an sich bereits beschlossen wurde, sollte endlich in Auftrag gegeben und umgesetzt werden. Als Teil dieses Konzeptes sollte eine Offensive für den Ausbau von Geh- und Radwegen gestartet werden. Ich habe dafür anlässlich der Beschlussfassung des Budgets 2014 eine einmalige Investition von € 200.000,- vorgeschlagen. Nicht zuletzt bedarf es einer Verbesserung des Angebots im öffentlichen Verkehr. Um leistbare Wohnungen zu schaffen, brauchen wir Baulandsicherungsmodelle in Form „verdichteten Wohnbaus“ in Ortsnähe. Wenn sich die politischen Kräfte in der Gemeinde nicht gegenseitig im Weg stünden, wäre hier viel möglich. Bei der Kinderbetreuung wurde bereits viel getan, ich werde mich für einen weiteren Ausbau des Betreuungsangebotes im Interesse der Kinder und der Eltern einsetzen.

Wie würdest du an diese Aufgaben als Bürgermeister herangehen?
Meine Erfahrung in der Gemeindepolitik hat mir gezeigt, dass große Aufgaben nur in der Zusammenarbeit aller Kräfte zu bewältigen sind. Ich würde daher von Anfang an die anderen politischen Parteien zur Mitarbeit einladen. Ich weiß, dass ich auch auf ein kompetentes Team der LeSe vertrauen kann, das mich schon jetzt im Wahlkampf tatkräftig unterstützt. Dazu wünsche ich mir natürlich mehr Mandate für die LeSe in der Gemeindevertretung, damit wir unseren Ideen mehr Nachdruck verschaffen können. Denn jetzt vor den anstehenden Wahlen versprechen alle Parteien „alles“, wovon sie glauben, dass es ihnen Vorteile bringt. Daher sollten die Wähler darauf schauen, was die jeweilige Partei in der Vergangenheit praktiziert hat. Ich halte es für ganz wichtig, die betroffenen Bürger schon von Beginn an in Planungen und Entscheidungsprozesse einzubeziehen und nicht erst, wenn die Pläne fertig sind. Ich praktiziere Bürgernähe, seit ich politisch tätig bin, und nicht bloß vor Wahlen.

Wie würdest du dein Zukunftsbild von Seekirchen beschreiben?
Meine Vision ist es, dass Seekirchen eines Tages eine Vorreiterrolle in Fragen der Verkehrspolitik (besonders Geh- und Radwege, öffentl. Verkehr, Carsharing...), der Ortsplanung (leistbares Wohnen zusammen mit Freiräumen und Spielflächen) sowie der Umweltpolitik einnimmt.